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Wie bekomme ich einen guten Schlagzeugsound?

Geschmäcker sind verschieden – nicht anders ist das auch beim Schlagzeugsound. Dementsprechend setzen Drummer und Produzenten je nach Musikrichtung auf andere Schlagzeugsounds. Während im Metal eine sehr scharfe, höhenreiche Kickdrum mit deutlichem Attack erwünscht ist, klingt die Bassdrum im Jazz oft sehr tief und bauchig. In den 70ern wurde oft ein sehr trockener, kurzer Snaresound gespielt, heutzutage hört man in vielen Rocksongs einen längeren Snare-Nachklang und mehr Resonanz.

Du siehst also – es gibt gar nicht DEN perfekten Drumssound. Dennoch gibt es ein paar Regeln und Aspekte, die Dir als Schlagzeug Einsteiger helfen, einen ausgewogenen Grundsound zu erzeugen.

1. Stimme dein Schlagzeug richtig

Die Intonation, der Anteil an Obertönen, der Punch/Druck und das Ausschwingverhalten einer Trommel hängen zu einem großen Teil von der Stimmung deiner Felle ab. Eine Trommel hat normalerweise ein Schlagfell – das ist das Fell auf der Oberseite des Kessels (da wo du drauf schlägst) – sowie ein Resonanzfell auf der Unterseite. Während das Schlagfell den Ton erzeugt, hilft das Resonanzfell nur dabei diesen zu verstärken. Dennoch ist es wichtig, dass die beiden Felle bei allen Trommeln richtig aufeinander abgestimmt sind. Aber auch die Toms untereinander sollten „richtig“ d.h. harmonisch gestimmt sein. Je nachdem wie stark ein Fell gespannt wird, ändert sich die Tonhöhe, die Definition des Klangs und die Frequenzeigenschaften. Hier ist einiges an Erfahrung notwendig.

Wie du die Felle richtig stimmst kannst du dir in diesem Videokurs ansehen. Dazu gibt es auch einen Blogartikel:

2. Felle

Der Sound einer Trommel hängt auch stark von den verwendeten Fellen ab. Früher wurden Naturfelle eingesetzt, heute kommen eigentlich nur noch industriell gefertigte Kunststofffelle zum Einsatz, die auch bei schwierigen Bedingungen gut die Spannung halten und sehr reißfest sind.

Man unterscheidet außerdem einlagige und zweilagige Felle. Erstere klingen klarer, offener und werden etwa im Jazz häufig als Schlagfelle eingesetzt, sie reißen aber schneller. Auch Resonanzfelle sind im Übrigen ausnahmslos einlagig. Zweilagige Felle wiederum klingen basslastiger und druckvoller, aber weniger klar. Sie reißen nicht so leicht und eignen sich hervorragend für Rock, Pop und co.

Eine weitere Unterscheidung besteht zwischen „coated“ und „clear“ – also beschichtet und unbeschichtet. Erstere klingen wiederum bassiger, letztere klar und offen. Bei einem Spiel mit Besen ist ein beschichtetes Fell unerlässlich um überhaupt die charakteristische Textur zu erzeugen. Sogar die Farbe hat einen Einfluss auf den Sound – schwarze Felle sind schwerer und somit wiederum klanglich dunkler als weiße Felle.

3. Dämpfen

Ein wichtiger „Trick“ um nochmals Einfluss auf den Sound nehmen zu können ist die Dämpfung. Mittels verschiedener Utensilien kann das Schwingverhalten und der Klang eines Fells stark beeinflusst werden. Es ist z.B. sehr verbreitet, für einen starken Dämpfungseffekt der Snare einfach mit Gaffertape ein geschlossenes Taschentuch auf das Schlagfell zu kleben. Die Trommel klingt dann nicht so lange nach und die scharfen Obertöne werden etwas reduziert. Im Handel gibt es zu diesem Zweck auch viele mehr oder weniger stark dämpfende Tools – Sound Control Ringe, Moongels, Dots usw.

In die Bassdrum legt man üblicherweise eine Wolldecke, ein oder mehrere Kissen oder man fixiert ein großes zusammen gerolltes Handtuch mit Gaffertape am Schlagfell.

Es macht auf jeden Fall Spaß hier etwas zu experimentieren, um dem eigenen (stilistischen) Geschmack gerecht zu werden. Einfach ausprobieren!

4. Wahl der Trommel

Für den Klang deines Schlagzeugs ist natürlich ebenso entscheidend aus welchen Trommeln dein Set besteht. Eine Snare mit einem großen Durchmesser klingt ganz anders als eine Snare mit kleinem Durchmesser. Auch die Kesseltiefe ist hier entscheidend, sowie das Material. Eine Holzsnare klingt anders als eine metallische Snare usw. Hier empfehle ich dir, in einem gut ausgestatteten Laden verschiedene Typen an Trommeln anzutesten und gegebenenfalls dein Drumset nach Geschmack nachzurüsten. Wenn es um klassische Snares geht bin ich übrigens ein riesen Fan der Ludwig Black Beauty. Ein echter Ohrenschmaus.

5. Raumakustik

Dieser Aspekt wird leider oft vernachlässigt. Ein kleiner leerer Raum aus parallelen Betonwänden wird immer aggressiv und hallig klingen. Ein großer Raum mit riesiger Couch, Teppichboden, hohen Decken sowie Holzdiffusoren und dicken Absorbern an den Wänden klingt fett, offen und angenehm. Es macht also Sinn, sich einige Gedanken zur Akustik zu machen. Eine kleine Investition in einige Holzdiffusoren und möglichst dicke Absorber ist hier äußerst sinnvoll und macht sich immer positiv bemerkbar. (Kleiner Tipp: benütze keine Eierschalen, dünnen Akustikschaum oder ähnliche billige Lösungen. Deren Wirkung was das „Schlucken“ von Schall angeht beschränkt sich nur auf hohe Frequenzen. Tiefere Schallwellen, also untere Mitten und Bass können nur geschluckt werden, wenn das Material leicht porös und mehr als 10-15 cm dick ist. Für einen ausgewogenen und druckvollen Klang deines Drumsets sind die alle Frequenzen wichtig.

6. Deine Hände

Sprechen wir jetzt noch über den wichtigsten Faktor – den Faktor Mensch. Die Art wie du Schlagzeug spielst, die Stickhaltung, die Kraft, Geschwindigkeit, der Schlagwinkel usw. beeinflussen massiv den Sound deines Drumsets. Je nach Fähigkeiten und Stil kann ein und dasselbe Schlagzeug bei verschiedenen Drummern ganz anders klingen, also arbeite auch an deiner Technik um den Klang zu modellieren. Das ist das Wichtigste. Der Sound ist in den Händen, wie es so schön heißt. Leider wird heutzutage oft mit entsprechender Software auch die Aufnahme eines akustischen Drumsets quantisiert, also mathematisch genau am Takt ausgerichtet und die einzelnen Trommelsounds werden mit Samples überlagert – so geht dein individueller Sound verloren. Aber gerade das macht einen großartigen Drummer aus. Du hast das Kommando und steuerst den Sound und den Ausdruck deines Schlagzeugs.

7. Synthetische Drumsounds und Samples

Der Vollständigkeit wegen erwähne ich noch eine vielleicht nicht ganz offensichtliche Methode den Sound zu ändern: Nämlich mit Drumcomputern, Samples, Drum Replacement Software etc. Heutzutage gibt es viele Möglichkeiten den Klang des Schlagzeugs gezielt mit EQ, Kompressor, Transient Designer, Hall und vielem mehr zu verändern und aufzuwerten. Dazu ist es natürlich nötig, dein Schlagzeug über Mikrofone mit entsprechenden Vorverstärkern in eine DAW (Digital Audio Workstation) aufznehmen und dort software-seitig in die Audioaufnahmen einzugreifen. Mittlerweile ist es auch schon weitverbreitet den aufgenommenen Original Sound einer Trommel mit Samples zu ersetzen, die ganz woanders, unter anderen Bedingungen mit einem anderen Typ der selben Trommen gemacht wurden. So kann deine dumpfe Snare plötzlich mit einer knalligen Snare ersetzt werden, die in den Abbey Road Studios in England aufgenommen wurde. Die Möglichkeiten sind hier grenzenlos, bergen aber die Gefahr die natürliche Note deiner Performance und deines einzigartigen Schlagzeugs zu entfernen.

Eine andere Variante ist der Einsatz eines E-Drums. Ich bin ein starker Verfechter von elektronischen Drums. Nicht nur, dass du hier die Lautstärke des Schlagzeugs nach Bedarf ändern kannst, mit dem dazugehörigen Drummodul lassen sich eine Vielzahl synthetischer und vor-aufgenommener Drumsounds anspielen. So kannst du deinen Lieblingssound bequem über das Modul zusammenstellen. Ein Genuss – gerade wenn deine Räumlichkeiten nicht optimal sind, bekommst du so sehr professionelle Ergebnisse, die sich ohne Mikrofone aufnehmen lassen.

Viel Spaß bei deinen kommenden Soundexperimenten! Falls du Anregungen oder Fragen zum Thema Drumsound hast, scheib einfach in das Kommentarfeld.

Dein Philip Edelmann

3 Kommentare

  1. Danke Philipp. Mich interessiert, wie z. B. LAMB OF GOD in manchen Songs so einen fetten Klang in der Bassdrum erzeugen. Haben die 2 Bassdrums? Gruß Elke

    1. Hallo Elke,

      danke für die interessante Frage.

      Genau weiß ich es nicht – aber bei solchen professionellen Metal-Recordings werden viele Techniken eingesetzt, um die Bassdrum so klingen zu lassen. Zum Beispiel:

      – Mehrere Mikrofone, eines für den Subbass-Anteil, eines für die markanten mittigen und hohen Frequenzen.
      – Sample Triggering… die Original Aufnahme triggert bestimmte Bass-Drum Samples (Vor-Aufnahmen), die gleichzeitig zur eigentlichen Live-Bassdrum spielen. So kann der natürliche Klang einer Bassdrum ergänzt werden, damit es noch voller klingt. Oder klangliche Löcher können so ausgefüllt werden. Also tatsächlich quasi 2-3 Bassdrums gleichzeitig… meistens werden diese aber ausgedünnt, so dass der eigentliche Bass nur von einer Bassdrum kommt, die einen besonders fetten Sound hat, der Punch kommt von einer anderen Kick, der „Klick“ von wieder einer anderen. Ein künstlich geschaffenes, über-perfektes Instrument.
      – Massive Kompression, Gating und EQing im Mix: Die oberen Mitten und Höhen werden verstärkt, so dass die Bassdrum nicht mehr wirklich bassig klingt, sondern ziemlich spitz und „clicky“. So hört man den Anschlag viel besser raus. Ein Kompressor kann den eigentlichen Sound der Bassdrum konstanter machen, präsenter, so dass diese immer voll da ist, und nicht zu dynamisch „rumeiert“. Ein Gate wiederum unterdrückt den Nachklang, die Bassdrum vermischt sich nicht so mit den anderen Instrumenten und klingt kürzer, präziser, artikulierter.

      Das nur als Beispiel. Natürlich spielt die Fußtechnik auch eine Rolle und der Kontext des Arrangements, und was die anderen Instrumente spielen.

      Ich hoffe, das hilft Dir weiter!

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