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Auf die Musik hören – Tipps für Schlagzeuganfänger Teil 4

Neben der Notwendigkeit, mit einem Metronom zu spielen, um dein Timing und das innere Zeitgefühl zu verbessern, besteht der ganz große Spaß beim Schlagzeugspielen natürlich darin, dass du zu deiner Lieblingsmusik spielst. Du tauchst sofort in die Songs ein und bis auf der Stelle und von der ersten Sekunde an Teil der Musik. Die wichtigste Voraussetzung ist es dabei, genau auf die Musik zu hören. Einmal natürlich mit den Ohren, ganz analytisch, aber dann wiederum auch mit dem musikalischen, inneren Ohr – also darauf zu achten welches Gefühl in der Musik und in den anderen Instrumenten steckt.

Es gibt also zwei unterschiedliche Ansätze, wie du auf die Musik hören kannst, und diese schließen sich gar nicht aus – du wirst sehen. Der Weg Nummer 1 besteht darin, dass du möglichst exakt nachspielst, was der Originaldrummer in einer Aufnahme gespielt hat. Manchmal ist das gar nicht so einfach, weil du nicht immer alles wirst raushören können – selbst bei reduziertem Abspieltempo nicht. Der Vorteil bei dieser Methode besteht darin, dass du einerseits gewissermaßen das kreative Werk des ursprünglichen Schlagzeugers würdigst und seinen Stil dadurch sehr detailliert und intensiv kennenlernst, da du dich mit jedem Break und mit jeder noch so kleinen Änderung auseinandersetzt. Du bist dann spielseitig eine mehr oder weniger exakte Kopie des Originalschlagzeugers, und du fügst dich perfekt in den Song ein. Das macht sehr viel Spaß, vor allem dann, wenn du den Song noch dazu sehr magst.

Der ‚Nachteil‘ bei dieser Methode: Manchmal ist es ein bisschen unbefriedigend, wenn du wirklich versuchst, alles herauszuhören, aber es gelingt dir einfach nicht, weil die Aufnahme nicht gut genug ist oder ein anderes Instrument gerade etwas überdeckt. Gerade auch die Bassdrum, die ja so wichtig ist für dein akkurates Nachspielen, ist oft gar nicht so leicht – und manchmal überhaupt nicht – exakt zu hören. Hier musst du einfach einen Kompromiss finden, damit du dich nicht zu sehr verzettelst. Es müssen nicht immer die vollen 100% sein, und wie gesagt – manchmal geht es auch gar nicht. Im ein oder anderen Fall hilft ein Blick auf einen Audioanalyzer, denn mit diesem kannst du gegebenenfalls im tiefen Frequenzbereich die Bassdrum manchmal besser ’sehen‘, als sie zu hören.

Ein weiterer ‚Nachteil‘ beim reinen Nachspielen besteht darin, dass du dir möglicherweise einiges an Freude am Schlagzeugnehmen nimmst, wenn du ’nur‘ etwas exakt nachspielst. Es ist nämlich so, dass jeder Schlagzeuger sehr individuell ist – kaum einer ist wirklich austauchbar, und wo du vielleicht 2 Bassdrumschläge platzierst, spielt ein anderer nur einen. Du musst dich dann ´zwingen´, so zu denken und zu handeln wie der Originalschlagzeuger. Das kann auf Dauer sehr frustrierend sein – vor allem dann, wenn sich dein eigentlicher Stil sehr deutlich von dem des anderen Schlagzeugers unterscheidet. Manchmal ist es gut, es trotzdem so zu machen, denn du lernst immer etwas dabei.

Manchmal i st es aber deutlich besser – Methode 2 – du machst dein eigenes Ding, denn du wirst sehen, dass du dich dann plötzlich im Song viel besser fühlst. Du bist dann frei, und du spielst einen Break genau so, wie du ihn haben willst. Und wann du ihn haben willst. Du veränderst den Grundbeat, ergänzt Ghostnotes, ziehst die Snare vor, wechselst von der Hihat zum Ride und vieles mehr. Gar nicht mal selten ist es sogar so, dass du in Wahrheit die viel besseren Ideen hast als das Original. Hier bitte keine falsche Bescheidenheit. Du bist gut und wirst immer besser und besser, und natürlich wirst du ziemlich oft bessere Ideen haben als das Original. Und dann finde ich, solltest du dieser inneren Stimme auch folgen, denn das macht wirklich sehr großen Spaß.

Es gibt in diesem Zusammenhang gewissermaßen ikonische Stücke wie zum Beispiel Nothing else matters von Metallica. Hierzu findest du natürlich auch einen Kurs bei der OpenMusicSchool.

(Hier der Link zum Kurs, Nothing Else Matters zu finden in den Kursteilen 1-3: Lernen mit Drummern)

Lars Ulrichs Spiel ist da sehr reduziert und gleichzeitig wunderbar effektvoll. Bei so einem Song bietet es sich eher an, nah am Original zu bleiben. Aber hey, wenn du meinst, Nothing else matters klingt besser mit einem Samba – dann spiele einen Samba zu diesem Song. Ich bin sicher, es wird großartig klingen! 😎

In jedem Fall ist es wichtig, dass du beim Schlagzeugspielen lernst, parallel zu hören. Das gilt grundsätzlich für jedes Instrument, aber für das Schlagzeug ganz besonders. Es gilt vor allem dann, wenn du beispielsweise in einer Band spielst und die Schlagzeugparts für diese Band selbst erfindest. Dabei ist es sehr hilfreich, wenn du lernst, mehr oder weniger gleichzeitig auf alle anderen Instrumente zu hören, damit du weißt, wann es sinnvoll ist, sich zurückzuhalten oder wann es angezeigt ist, mit den Drums musikalisch nach vorne zu treten.

Das gilt vor allem und in erster Linie auch für den Gesang, auf den auch alle anderen Instrumente aufpassen müssen. Hast du einen gesanglich leisen Einstieg in eine Strophe, gehört da womöglich kein Crashbecken hin, und oft ist ein leises Splash dann die bessere Alternative. Überhaupt – die Becken… Aber das ist ein anderes Thema, zu dem es ebenfalls einen spannenden und lesenswerten Artikel gibt. Hier ist der Link: Einsatz der Becken am Schlagzeug

Wenn der Sänger aber zum Beispiel Pausen in den Strophen oder der Bridge macht, dann hast du plötzlich viel Freiraum, den du für Dinge nutzen kannst, die den Gesang sonst stören würden. Es muss nicht viel sein – vielleicht eine gedoppelte Snare, vielleicht eine kleine Hihat-Figur – es gibt unendlich viele Möglichkeiten, dich in diesen Momenten auszudrücken und den Song interessanter zu gestalten. Hier geht es um deine Interpretation des Songs, und wie du ihn rhythmische bereicherst.

Wenn du einen Groove für einen Song entwickelst, dann höre auch immer auf den Bass, genauso, wie er auch auf dich hören wird. Gerade Bass und Schlagzeug zusammen bilden ja das rhythmische Fundament deines Songs, und Ihr könnt hier wirklich zaubern, was das Zeug hält – ein jeder Song wird von einem guten Zusammenspiel sofort davon profitieren.

Sehr cool ist es natürlich auch, wenn Ihr vielleicht sogar einen Percussionisten in der Band habt. Dann geht noch einmal deutlich mehr die Post ab, denn im Grunde habt Ihr dann zwei Schlagzeuger, nur dass der Percussionist eben andere Instrumente spielt. Das ist leider ein bisschen aus der Mode gekommen, aber in meinen Augen ist das ein Fehler, denn jeder Beat wird nur noch interessanter, wenn ihn ein Percussionspieler mit guten Ideen unterstützt. Wenn du selbst am Computer Musik machst, dann kannst du das kompensieren, indem du die Percussiontracks selbst einspielst. Das empfehle ich dir unbedingt.

Es lässt sich also festhalten: So oder so, höre auf die Musik. Interagiere mit ihr. Gehe kreativ mit ihr um, dann wieder analytisch. Wir Schlagzeuger neigen dazu, unser eigenes Ding zu machen – das ist auch richtig und gut so. Aber wenn du es schaffst, dass ‚dein Ding‘ plötzlich mit den anderen Instrumenten eine Einheit bildet, dann kannst du magische Musik schaffen.

Dein Philip Edelmann

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