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Gitarre spielen live – 5 Tipps gegen Lampenfieber

Jeder, der Gitarre spielen lernen will, wird früher oder später Freunden und Verwandten oder gar einem öffentlichen Publikum auf der Bühne etwas vorspielen. Schließlich ist man ja auch stolz, wenn man etwas Neues gelernt hat und will dies zum Besten geben. Außerdem entfaltet sich die Freude an der Musik erst dann wirklich, wenn man sie mit anderen teilt. Doch das alles ist leichter gesagt als getan – gerade dann, wenn man sich auf der Gitarre nicht so sicher fühlt, wenn man seinem Anspruch nicht genügt oder vermeintlich noch nicht so klingt wie die großen Gitarrenhelden. Niemand will seine Schwächen zeigen oder sich blamieren.

Wer also beim Vorspielen – ganz egal ob im Wohnzimmer oder live auf einer großen Bühne – den Angstschweiß im Nacken spürt, dem sei an dieser Stelle gesagt: Das ist völlig normal und sogar wünschenswert! Ich erkläre dir, was ich meine und gebe dir ein paar Tipps, wie du bei Auftritten sicherer wirst und  mit deinem Lampenfieber umzugehen lernst.

1. Ehrgeiz vs. Erfahrung

Die Nervosität zeigt, dass man sein Instrument liebt und sich damit identifiziert. Denn wenn dir das Gitarre spielen nicht wichtig wäre, könntest du in dieser Situation gleichgültig reagieren. Du hast den Traum Gitarre spielen zu können, bist motiviert etwas zu erreichen und das willst du dir selbst und anderen auch beweisen. Dein Ehrgeiz und deine Leidenschaft sind etwas Gutes, denn sie führen dich irgendwann ins Ziel. Wenn deine Ambitionen und dein Anspruch vor Publikum auf die Probe gestellt werden, ist das natürlich eine Stresssituation. Aber es gibt keinen Anlass, dich deswegen wie ein Angsthase zu fühlen. Wer nur 2x im Jahr auf einer Bühne steht, der ist naturgemäß nervöser als ein Tour-Gitarrist, der 100 Auftritte im Jahr spielt – ganz unabhängig von den tatsächlichen Fähigkeiten. Alles eine Frage der Erfahrung – und die muss jeder erst sammeln. Geduld!

2. Autopilot und die Magie der Musik

Ein weiterer wichtiger Aspekt des Lampenfiebers ist die Tatsache, dass zu einem gewissen Grad Anspannung und Konzentration die Magie des Moments erst möglich machen. Auf der Bühne fühlt es sich manchmal an, als wäre man auf Autopilot gestellt. Verinnerlichte Akkordfolgen, Griffe und Licks spielen sich wie von Geisterhand und man scheint sich in einem Trancezustand zu befinden. Das ist die Magie der Musik! In diesem Zustand, kann man außerordentliches leisten, ohne sich bewusst darum zu bemühen. Natürlich passieren gerade dann auch Fehler – ein falscher Ton hier, ein schräger Akkord dort. Denn in einer Stress-Situation offenbaren sich die Stellen, die vielleicht noch öfters geübt und verinnerlicht werden sollten. Jeder Auftritt, jedes Vorspielen gibt einem ein wichtiges Feedback über den eigenen Stand als Gitarrist. Lerne daraus!

3. Musik ist keine Wissenschaft

Immer wenn du an deinen Fähigkeiten zweifelst mache dir bewusst, dass Musik keine analytische Angelegenheit ist. Selber nimmt man seine Schwächen wie unter einem Vergrößerungsglas wahr. Doch das Publikum wartet sicher nicht auf deinen Fehler.  Gerade in der Pop & Rock Musik gehören kleine Fehler und Unsauberkeiten dazu. Eine Akustikgitarre lässt sich abhängig vom Modell und den Saiten meistens gar nicht ohne Klappern und Quietschen spielen. Aber genau das ist der Reiz. It’s only Rock n Roll. Sei’ also nicht zu hart zu dir, technische Perfektion ist nicht im künstlerischen Sinn perfekt. Weder Bob Dylan, noch Kurt Cobain oder John Lennon waren umfassende Virtuose an der Gitarre. Aber sie haben ihren Stil gefunden und mit viel Gefühl Gitarre gespielt. Darum geht es. Denke immer daran warum du Gitarre lernen willst: Um dir selbst und anderen Menschen Freude mit den von dir erschaffenen Klängen zu machen. Fehler, sind dabei VÖLLIG EGAL.

4. Du kannst nichts daran ändern

Deine Nervosität gehört zu dir und du brauchst sie nicht als Hindernis ansehen. Es gibt zwar Menschen, die empfinden kaum innere Anspannung vor einem Auftritt, aber das ist eher die Ausnahme als die Regel. Ich habe viele Auftritte und Gigs hinter mir, zum Teil auf Festivals vor 30.000 Menschen. Ich stand auch schon oft vor der Kamera und habe schon oft im Studio mit anderen Musikern Aufnahmen gemacht. Trotzdem bin ich bis heute vor jedem einzelnen Auftritt nervös. Man kann daran nichts ändern. Es bleibt auch für Profis immer ein Abenteuer. Irgendwann gewöhnt man sich an diese Anspannung – aber sie verschwindet nie ganz.

Du kannst nichts daran ändern, also bemühe dich nicht darum. Erst auf der Bühne, wenn die Scheinwerfer blenden, der Groove einsetzt und das Publikum sich freut, dann ist die Angst meistens wie weggeblasen. Manchmal braucht das auch 1-2 Songs, bis man wirklich eins mit der Musik ist. Aber dann war es die Vorbereitungen und den Stress wert. Und wenn sich der Fehlerteufel einschleicht, mach dir nichts draus – jeder Fehler liegt sofort in der Vergangenheit. Die Musik spielt aber im Hier und Jetzt.

5. Der Einstieg ist alles

Zum Schluss habe ich noch einen ganz konkreten Tipp für dich. Meistens entscheidet sich schon zu Beginn einer Darbietung, ob man vor lauter Nervosität die Fassung verliert oder ob man sich fängt. Daher ist es sinnvoll gerade zu Beginn des Auftritts ein paar Dinge zu beachten.

So solltest du dir für den Einstieg immer ein Stück aussuchen, das du besonders gerne magst und das du auf der Gitarre auch wirklich sicher spielen kannst. Das Erfolgserlebnis legt die Basis für deinen restlichen Auftritt.

Wenn du vor Publikum spielst, solltest du gerade zu Beginn auch nicht unbedingt direkt in die vielen Gesichter starren. Das verunsichert dich nur. Suche dir einen neutralen Ankerpunkt irgendwo in Richtung des Publikums, ohne jemanden direkt anblicken zu müssen. Fehlt die persönliche „Note“ wird man auch nicht zu schnell nervös.

Doch auch unmittelbar vor dem Auftritt kann man das eigene Wohlbefinden steigern: höre beruhigende Musik, mach ein wenig Smalltalk mit Bandkollegen oder Freunden, meditiere und atme bewusst sanft und langsam etc. Jeder hat hier individuelle Vorlieben. Wichtig ist dabei nur, dass du persönliche Rituale findest, die dir Halt geben und dich beruhigen.

Das Gitarre lernen ist eine Sache – Gitarre vor Publikum zu spielen eine ganz andere. Ich hoffe, meine Gedanken haben dir geholfen, in Zukunft noch mehr Spaß an der Musik und am Gitarre spielen zu haben – auch wenn mal jemand zuhört.

Bis bald und viel Freude beim Musizieren!

Mich würde auch interessieren, welche Erlebnisse mit Auftritten vor Publikum du schon gemacht hast. Hattest du Lampenfieber? Wie bist du damit umgegangen? Schreibe mir deine Erfahrungen gerne ins Kommentarfeld!

Dein Benjamin Cross

Benjamin Cross

Benjamin Cross ist ein erfahrener Sänger, Multi-Instrumentalist und Musikproduzent der schon in den Charts zu hören war. Bei der OpenMusicSchool unterrichtet er Gitarre, Bass und Ukulele.

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