3 coole Spezialakkorde auf der Gitarre

Auf der Gitarre gibt es natürlich hunderte interessante Akkorde und Voicings, also spezielle Tonschichtungen. Dennoch teile ich mit dir heute besondere Griffe, die meistens nicht in der klassischen Standardliteratur zu finden sind, oder nur selten. Im Übrigen zeige ich dir die folgenden und noch einige weitere Spezialakkorde auf der Gitarre auch in einem ensptechenden Videokurs der OpenMusicSchool. Hier ist der Link zu den Videos: Spezialakkorde auf der Gitarre

1. Der Hendrix Akkord (7#9)

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Tonbeispiel Hendrix Akkord 7#9 (© B. Cross / OMS)

Der Hendrix-Akkord ist vor allem eines – typisch Jimi Hendrix. Deswegen heißt er auch so, obwohl dieses ‚harmonische Konstrukt‘ im Jazz schon vor Hendrix ausgiebig eingesetzt wurde. Harmonisch gesehen handelt es sich um einen Dominant-Septakkord mit zusätzlicher übermäßiger None (entspricht der Moll-Terz), daher die Bezeichnung: 7#9. Es handelt sich wohl gemerkt um einen Dur-Akkord, dem noch eine Moll-Terz hinzugefügt wird – Dur und Moll reiben sich also und erzeugen so den coolen Sound, den Hendrix so gerne eingesetzt hat. Ein bekanntes Beispiel ist der Song ‚Purple Haze‘. Unbedingt mal reinhören, welche Sounds Hendrix da aus seiner Strat rausholt.

Griffmuster

In E-Dur spielst du mit dem Mittelfinger den siebten Bund der A-Saite (E), mit dem Zeigefinger den sechsten Bund der D-Saite (Gis), mit dem Ringfinger den siebten Bund der G-Saite (D) und schließlich mit dem kleinen Finger noch den achten Bund der H-Saite (G). Hier kannst du genialerweise auch die leeren E-Saiten anspielen!

Wenn du den Akkord verschieben willst um ihn z.B. in D zu spielen, dann achte darauf die hohe und tiefe E-Saite zu dämpfen, also nicht mitklingen zu lassen:

Verwendung vor Jimi Hendrix

Dizzy Gillespie und Charlie Parker verwendeten dieses spezielle Voicing schon in ‚All the Things You Are‘ 1945, John Coltrane in Blue Train 1957. R&B Hits wie  ‚Hold It‘ von Bill Doggett (1958) oder der bekannte Wes Montgomery in ‚Four on Six‘ (1960) bringen den Akkord ebenfalls schon zum Klingen.  Die Beatles mit Taxman und Eric Clapton’s  Cream mit ‚I Feel Free‘ haben den Akkord schon 1966 vor Hendrix´Purple Haze verwendet. Aber niemand hat den Akkord so eigenwillig und lässig eingesetzt wie er – und damit Rockgeschichte geschrieben.

Probiere es doch mal aus – wenn du den Hörer in Aufruhr versetzen willst, gerade in Kombination mit schönen Dur-Voicings, dann streue zwischen durch auf der ersten Stufe einen 7#9 Akkord ein! Am besten funktioniert das als E7#9, denn hier kannst du auch die leeren E-Saiten mitschwingen lassen, das klingt noch fetter! Der Akkord eignet sich für lässiges Rhythmusspiel, macht sich aber auch gut als Arpeggio. Für mich persönlich ist das einer der coolsten Akkorde zusammen mit Major7-Akkorden.

2. Slash-Akkord C/G

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Tonbeispiel Slash-Akkord C/G (© B. Cross / OMS)

Slash-Akkorde sind Akkorde die nicht den Grundton als tiefste Note im Bass haben. Es handelt sich damit um Akkordumkehrungen, die einen speziellen Sound haben, da sie eine leichte harmonische Mehrdeutigkeit erzeugen. Der Begriff kommt aus dem englischen, wo Slash einfach nur für ‚Schrägstrich‘ steht, weil der zusätzliche Ton neben dem Grundton durch einen Schrägstrich getrennt notiert wird. Es gibt viele spannende Slash-Akkorde. Ich stelle dir jetzt C-Dur mit einem G im Bass vor, also C/G.

Griffmuster

Zunächst greifsrt du ganz gewöhnlich C-Dur. Nur das du das C auf dem dritten Bund der A-Saite mit dem kleinen Finger spielst und nicht mit dem Ringfinger. Also: dritter Bund A-Saite kleiner Finger, zweiter Bund D-Saite mit dem Mittelfinger, leere G-Saite, erster Bund der H-Saite mit dem Zeigefinger, leere hohe E-Saite. Zusätzlich platzierst du jetzt den freigewordenen Ringfinger auf dem dritten Bund der tiefen E-Saite. Du kannst jetzt also alle Saiten von G/C anspielen.

Verwendung

Slash-Akkorde kommen häufig in anspruchsvollen Musikrichtungen, etwa im Jazz vor, wo eigenwillige harmonische ‚Schichtungen‘ typisch sind. Aber mein bevorzugtes Einsatzgebiet ist normale Pop/Rock Musik, Singer/Songwriter-Songs mit Akustikgitarre usw. Denn vor allem Akustikgitarren profitieren unheimlich von dem voluminöseren Sound, dadurch das hier meist noch eine tiefere Bassnote hinzu kommt. Außerdem bekommen Akkorde so einen eigenen Charakter. Oftmals spielt man sogar mit dem Daumen (!) auf der E-Saite Bassnoten, um ohnehin schon komplexe Griffmuster noch anreichern zu können. Wenn man sich daran einmal gewöhnt hat, dann wird das ganze Strumming viel fetter, weil immer alle Saiten schwingen können. Auch wenn diese Akkore etwas Training erfordern und erst mit der Erfahrung zuverlässig in das eigene Spiel integriert werden können – es lohnt sich versprochen.

3. a-Moll add9

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Tonbeispiel a-Moll add9 (© B. Cross / OMS)

A-Moll add 9 ist ein exotischer Akkord, der einen mysteriösen Sound erzeugt. Hier wird im Grunde zu einem gewöhnlichen a-Moll Akkord noch eine None gespielt, also die zweite Note nach dem Grundton in der Tonleiter, ein H. (Bzw. oktaviert ist es eben der neunte Ton) Dieses H reibt sich eigentlich recht extrem mit dem C, das als Moll-Terz in a-Moll vorkommt. Genau dieser Effekt ist unvergleichlich schön.

Griffmuster

Eigentlich ist a-Moll add9 an der Gitarre sehr kompliziert zu greifen. Oft wird in Lehrbüchern eine Variante gezeigt, bei der man a-Moll 7 greift, und dann noch in einer großen Streckung den kleinen Finger auf den vierten Bund der G-Saite setzt. Aber das geht viel einfacher, ich spiele hier eine Variante, die ich in der Literatur oder in Akkordverzeichnissen so noch nie gesehen habe. (Auch wenn ic hmir sicher bin, das andere Musiker diese Variante auch schon entdeckt und benützt haben) Jedenfalls spielst du folgendes:

Ringfinger auf den 7. Bund der D-Saite, Zeigefinger auf den 5. Bund der G-Saite – dazu dürfen jetzt die A-, H- und hohe E-Saite leer schwingen. Spiele aber nicht die tiefe E-Saite an, das passt nicht optimal dazu.

Verwendung

Der Griff ist echt leicht zu spielen, auch wenn er eine andere Lage als die Standardakorde hat. Da hier aber viele Leersaiten klingen, kann der Akkord mit anderen Standardgriffen super kombiniert werden. Durch die dramatisch-mysteriöse Schwingung und den Moll-Grundcharakter, passt aber ein Wechsel mit e-Moll erstaunlich gut. Nach Geschmackt kann auch ein Stimmungswechsel auf D-Dur, oder G-Dur erfolgen. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Als Schlussakkord klingt a-Moll add 9 ebenfalls großartig. Einfach expermentieren und daran erfreuen – bei mir löst der Akkord Gänsehaut aus!

Dein Benjamin Cross

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