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Welche Gitarrentypen gibt es? Eine Übersicht der wichtigsten Gitarrenarten.

Wenn man als Einsteiger zum ersten Mal in die Welt der Gitarre(n) eintaucht, dann ist man vielleicht überfordert. Konzertgitarre? E-Gitarre? Hollowbody? Elektro-akustische Gitarre? Welche Gitarre hat welchen Zweck? Wo liegen die Unterschiede? Ich gebe dir in diesem Beitrag eine erste grundlegende Orientierung zu den verschiedenen Gitarrenarten- und Untertypen. So fällt es dir später leichter, die richtige Entscheidung beim Kauf einer neuen Gitarre zu fällen.

1. Akustikgitarren

Bei einer akustische Gitarre wird der Klang ohne elektrische Verstärkung erzeugt. Die Schwingung der Saiten würde dazu prinzipiell reichen – doch in fast allen üblichen Anwendungsfällen wäre die Gitarre dann zu leise. Deswegen haben akustische Gitarren einen hohlen Resonanzkörper. Der Schall wird durch diesen Resonanzraum im Korpus der Gitarre also gewissermaßen „aufgestaut“ und dadurch deutlich verstärkt. Der Schall entweicht dabei aus dem sogenannten Schallloch. Doch das ist nicht alles – je nach Bauart und der verwendeten Saitenart, können akustische Gitarren sehr unterschiedlich klingen.

1.1 Konzertgitarre

Gitarrenähnliche Lauten und Leiern werden schon seit Jahrtausenden eingesetzt. Die „klassische“ Gitarre geht auf Antonio de Torres Jurado zurück, der eine Bauart prägte, die weitgehend bis heute verwendet wird. Dieser Gitarrentyp wird auch Konzertgitarre genannt und eignet sich durch den weichen, romantischen Klang vor allem für klassische Musik oder spanische Spielstile. Konzertgitarren haben einen relativ breiten Hals – standardmäßig 52 mm bei einer Halsmensur von 65 cm. Die Saiten liegen also auch etwas weiter auseinander als bei einer E-Gitarre oder einer Westerngitarre. Dementsprechend kann es gerade bei Anfängern zunächst etwas anstrengend sein, Griffe mit einer größeren Spreizung/Spannung in den Fingern zu spielen. Ein Vorteil der Konzertgitarre sind allerdings ihre Nylonsaiten. Die Basssaiten (E,A,D) haben meist einen mit Kupfer ummantelten Nylonkern, die Diskantsaiten (G, H, E) bestehen aus homogenen Nylon. Gerade die hohen Saiten lassen sich daher angenehm greifen, da sie eine glatte Oberfläche haben. 

1.2 Westerngitarre

Westerngitarren haben einen prinzipiell ähnlichen Aufbau wie Konzertgitarren, unterscheiden sich aber in einigen Konstruktionsdetails und auch klanglich recht deutlich.  

Sie haben einen lauteren, schärferen und metallischeren Klang – das liegt nicht zuletzt an den verwendeten Stahlsaiten. Diese klingen metallischer und härter als Nylonsaiten. Auch der Steg ist anders aufgebaut und damit ändert sich auch die Art, wie die Schwingung der Saiten auf den Korpus übertragen wird. Die meisten Westerngitarren haben darüber hinaus andere Mechaniken zum Aufwickeln der Saiten an der Kopfplatte.

Westerngitarren eignen sich hervorragend für Pop, Folk, Rock und Blues – also tendenziell für moderne Musikrichtungen. Im Laufe der Jahre haben sich verschiedene Korpusgrößen- und Formen herausgebildet, die neben der Optik und Bespielbarkeit auch den Sound verändern. Es gibt folgende Grundformen: Dreadnought, Grand Auditorium und Jumbo. Daneben existieren natürlich auch noch einige Sonderformen. Meist gilt die Regel: Je größer der Korpus, desto lauter klingt das Instrument. Aber die verwendeten Holzarten, die Qualität, Sattel, Mechaniken, Steg – all das trägt zum Klangeindruck der Gitarre bei. Oftmals klingen Instrumente mit charaktervollen Mitten und nicht all zu scharfen Höhen und einem nicht zu lauten Bass im Kontext einer Tonaufnahme oder einer Band deutlich besser – das erreicht man am ehesten mit mittelgroßen Gitarren und z.B. einem Mahagoni Korpus.

Ich empfehle allen Anfängern die eher Spaß an moderner Musik haben eine Westerngitarre. Toll klingende Modell sind schon zwischen 150 – 500 € zu haben. Bob Dylan, Tom Petty, Oasis und co. spielen nicht ohne Grund vor allem Stahlsaiten-Gitarren.

1.3 Elektro-akustische Gitarre

Eine Elektro-Akustische Gitarre wird oftmals als eigener Instrumententyp dargestellt. Eigentlich handelt es sich aber nur um eine gewöhnliche Westerngitarre mit eingebautem Tonabnehmer und einem entsprechenden elektrischen Ausgang um das Instrument elektrisch zu verstärken. Eine Elektro-akustische Gitarre ist KEIN Hybrid aus E-Gitarre und A-Gitarre. Der spezielle Klang einer akustischen Gitarre eignet sich kaum dazu mit den für E-Gitarren typischen Zerr-Effekten gespielt zu werden. Durch den großen Resonanzkörper würde eine Akustikgitarre die an einen E-Gitarren-Verstärker angeschlossen wird auch schnell eine Rückkopplungsschleife und einen unangenehmen Pfeifton erzeugen.

Allerdings kann man mit einer Elektro-akustischen Gitarre sehr gut live spielen, da man direkt mit einem Kabel und einen D.I. Eingang über die Anlage vor Ort spielen kann und das Instrument unkompliziert verstärken kann. Das klingt zwar etwas flach und nicht so natürlich wie in rein akustisch oder über ein Mikrofon aufgenommen, aber live hat man bei den vielen Nebengeräuschen keine andere Wahl. Eine Elektro-akustische Gitarre empfehle ich dir also nur, wenn du vor allem live auf einer Bühne Gitarre spielen willst oder kein Kondensatormikrofon und einen Preamp zur Verfügung hast, um dein Instrument akustisch aufzunehmen.

2. E-Gitarren

Wann genau die elektrische Gitarre erfunden wurde lässt sich nicht mit absoluter Sicherheit sagen. Es passierte wohl Ende der 1920er/Anfang der 1930er Jahre in den USA. Viele Gitarristen dieser Zeit wollten nicht in einem lauten Orchester oder einer Big Band untergehen. Daher gabe es die Notwendigkeit, den Sound einer akustischen Gitarre elektrisch zu verstärken. Obwohl es viele Experimente mit verschiedenen elektromagnetischen Tonabnehmern gab, dauert es noch bis in die 40er und 50er Jahre, bis echte elektrische Gitarren ohne Resonanzkörper auf den Markt kamen. Erste Experimente mit halbakustischen Instrumenten gab es allerdings schon vorher. Zu den bekanntesten und frühesten „formvollendeten“ E-Gitarren gehörte die Fender Telecaster/Broadcaster und die Gibson Les Paul, sowie später die Fender Stratocaster. Jeder Gitarrist kennt bis heute die klassische Formgebung und den typischen Sound dieser Gitarren. Die bekanntesten Solidbody E-Gitarren stelle ich im Folgenden kurz vor.

2.2 Solidbody

2.2.1 Typ Telecaster

Die Fender Telecaster hieß ursprünglich „Broadcaster“ und erblickte 1950 das Licht der Welt. Damit ist sie die erste kommerziell erfolgreiche Solidbody E-Gitarre überhaupt. Ihr Klang ist in den meisten Fällen sehr klar, glasig und hell. Die Telecaster ist bekannt dafür, sich durch den berühmten „Twang-Sound“ gut in einer Aufnahme oder live durchzusetzen. Vor allem Country, Blues, Jazz, Pop und Rock Gitarristen schwören auf ihren Sound.

2.2.2 Typ Single Cut/Les Paul

Die erste Gibson Les Paul kam 1952 auf den Markt. Sie hat üblicherweise zwei Humbucker Pickups installiert, das sind Tonabnehmer mit jeweils zwei Spulen, die nicht so anfällig für Brummtöne sind, die Aufgrund magnetischer Wechselwirkungen mit den Saiten entstehen. Ihr Sound ist tendenziell voluminöser und mittiger als der einer Telecaster. Somit sind fette Rhythmusakkorde und Soli mit viel Sustain (Nachklang) die Stärke der Les Paul. Obwohl eine Les Paul sehr vielseitig ist, ist ihr ein recht druckvoller, warmen Grundsound zu eigen. Daher eignet sie sich optimal für Rock und Blues. Bekannte Gitarristen, die den typischen Les Paul Sound verkörpern: Gary Moore, Slash (Guns N‘ Roses), Jimmy Page (Led Zeppelin), Billie Joe Armstrong (Greenday), Joe Bonamassa und viele mehr.

2.2.3 Typ Stratocaster

Die Fender Stratocaster wurde von Leo Fender 1954 auf den Markt gebracht. Die Gitarre sollte bequemer zu spielen sein als die Telecaster und sich gegen die Gibson Les Paul behaupten. Die Soundmöglichkeiten einer Stratocaster waren vielseitig und durch den eingebauten Tremolo hatte sie mehr Ausdrucksmöglichkeiten. Die Stratocaster hat normalerweise 3 Single-Coil Pickups – diese klingen etwas heller und schärfer als Humbucker, neigen aber auch eher zu störenden Nebengeräuschen. Generell kann man den Stratocaster-Klang als bissig, drahtig und auch irgenwie „hohl“ beschreiben. Eine Strat eignet sich zwar für jede Musikrichtung, aber irgendwie klingt sie immer ein wenig nach Blues. Sie liefert aber auch wunderschöne glasige Cleantöne. Hier eine kleine Auswahl an Gitarristen, die vor allem für die Verwendung einer Stratocaster bekannt sind: Eric Clapton, Jeff Beck, Mark Knopfler, Buddy Holly, Ritchie Blackmore, Jimi Hendrix, Stevie Ray Vaughan und viele weitere.

2.2.4 Typ SG

Die SG-Serie von Gibson war eine Reaktion auf die Fender Stratocaster und die Jazzmaster, die zunehmend der Les Paul den Rang abliefen. Die SG sollte durch die Double Cut Konstruktion (zwei Korpusaussparungen am Hals, leichter zu bespielen sein und ein auffällig modernen Design haben, dass mit der an Jazz-Gitarren orientierten Bauform brach. Der Sound ähnelt einer Les Paul, ist aber etwas ausgewogener und hat einen eigenen „Biss“. Da das Instrument deutlich leichter ist, lässt sich das Instrument auch irgendwie schneller spielen. Die SG ist nicht sehr verbreitet, aber durch einen Gitarristen weltberühmt: Angus Young. Die „Hörner“ der Gitarre eigneten sich ideal für Highway To Hell und co.

2.2.5 Andere

Neben den genannten Modellen gibt es noch unzählige weitere Marken und Bauformen von E-Gitarren. Für besondere Anwendungsfälle gibt es sogar Gitarren mit sieben Saiten. Manche E-Gitarren haben sogar zwei Hälse. Recht verbreitet sind die Marken Paul Reed Smith (PRS), Ibanez, Yamaha und ESP um nur einige zu nennen. Diese Gitarren haben oftmals ein eigenes Design und auch einen eigenständigen Sound, orientieren sich aber meisten doch irgendwie an den klassichen Modellen von Gibson und Fender.

2.3 Hollowbody-/ Halbresonanzgitarre

Hollowbody-Gitarren sind eigentlich Übergangsstufen von reinen Akustikgitarren zu Solidbody-E-Gitarren, da sie zwar schon einen Tonabnehmer besitzen, aber immer noch einen Resonanzkörper haben. Sie wurden schon in den 20er und 30er Jahren vor allem in Big Bands, im Jazz und im Blues eingesetzt.

Hollowbody-Gitarren bleiben auch ohne elektrische Verstärkung noch ganz gut hörbar und klingen verstärkt warm, organisch und irgendwie akustisch. Es lässt sich schlecht erklären, du solltest es selber erleben. Hollowbodys neigen gerade bei großer Lautstärke oder verzerrt zu Rückkopplungen. Die Feedbacks lassen sich zwar kreativ einsetzen, aber generell passen harte Musikrichtungen nicht so zu dieser Bauart. Dennoch sind Hollowbody-Gitarren alles andere als überflüssig: Hier geht es um Spielgefühl, man hört das Instrument durch, der Sound hat eine fast schon spirituelle Tiefe. Schöne Pickings, Arpeggios, raffinierte Riffs und groovige Akkordfolgen oder fette Blueslicks sind die Welt der Halbresonanzgitarre. Zu den bekanntesten Modellen gehört die Gibson ES-335, die z.B. von Chuck Berry, Dave Grohl oder B.B. King oft gespielt wird. Gibson stellt noch einige andere Varianten her, bekannte Modelle gibt es außerdem von Gretsch, Rickenbacker oder Ibanez.

Fazit

Gitarren sind faszinierend und machen süchtig. Du wirst nie genug von ihnen haben, wenn dich der Gitarrenvirus mal infiziert hat. Kein anderes Instrument bietet so viele Variationen und Klangmöglichkeiten. Mit einer Gitarre kann man rhythmisch begleiten, sich mit einem Solo artistisch in den Vordergrund spielen oder donnernde Riffs erklingen lassen. Aber irgendwo muss jeder anfangen. Aus meiner Erfahrung als Gitarrenlehrer und Gitarrist seit über 20 Jahren empfehle ich dir erst auf ein rein akustisches Instrument zurück zu greifen. Du brauchst dann für den Anfang kein Equipment und du spürst die Musik die du machst noch etwas intensiver, körperlicher. Wenn du viel Zeit mit einer Akustikgitarre verbringst, dann entwickelst du ein Fingerspitzengefühl um den Sound zu modellieren, auch ohne Elektonik, nur durch die Art wie du die Saiten anspielst, wie du greifst und mit welcher „Attitüde“ du spielst. Ich glaube, mit einer Akustikgitarre lernt man die Grundlagen deutlich schneller. Wenn du allerdings jetzt schon weißt, dass du dich vor allem für abgefahrene Sounds, verzerrte Riffs und Klangeffekte faszinierst, dann lege direkt mit einer E-Gitarre los. So oder so:

Viel Spaß beim Musizieren,

Dein Benjamin Cross

Benjamin Cross

Benjamin Cross ist ein erfahrener Sänger, Multi-Instrumentalist und Musikproduzent der schon in den Charts zu hören war. Bei der OpenMusicSchool unterrichtet er Gitarre, Bass und Ukulele.

4 Kommentare

  1. Hallo, ich habe eine Frage:
    kann ich Noten für akustische Gitarren auch für klassische Gitarren verwenden?
    Danke schon mal für die Antwort!
    Liebe Grüße

    1. Hallo Annika,

      prinzipiell ist die Grundstimmung und der Aufbau der Westerngitarre und der klassischen Konzertgitarre identisch. Aufgrund der unterschiedlichen Halsdicke, Mensur, Bundabstände etc. ist allerdings das Spielgefühl anders – das heißt, typischerweise spielen sich die meisten Genres und Stile auf der Westerngitarre etwas leichter, klassische Stücke eher auf der Konzertgitarre. Die Noten sind aber für beide Instrumente passend – nur kann es sein, dass bestimmte Tonfolgen, Akkordfolgen usw. auf dem einen Instrument leichter oder schwerer von der Hand gehen, als auf dem anderen.

      Speziell Akkordbegleitungen, also Strumming und jedwedes besonders artikuliertes und ausdrucksstarkes Spiel eignet sich eher für die Westerngitarre, also besonders rhythmische Stücke. Sanfte, filigrane und gezupfte Parts passen eher zur klassischen Gitarre. Aber das sind nur Richtwerte – spielen kannst Du prinzipiell alles auf beiden Gitarren, so wie es in den Noten steht.

      Wenn Du eher Pop, Rock, Blues, Country, Folk spielen willst, dann rate ich Dir zur Western/-Stahlsaitengitarre.

      LG Ben

    1. Hallo Carsten,

      danke für Deine Anfrage. Ich spiele in den Kursen üblicherweise eine Taylor 815 CE (Jumbo), oder eine Yamaha CPX900 Compass.
      Privat spiele ich am liebsten Furch-Gitarren (Geheimtipp).

      LG Benjamin Cross

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