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Die 11 bekanntesten Amps / Verstärker

Ein E-Gitarrensound hängt im Wesentlichen von dem gespielten Instrument selbst ab (also verwendete Holzarten, Tonabnehmer, Saiten), aber auch vom eigenen Spielgefühl und den eingesetzten Artikulationstechiken. Oft vernachlässigt wird aber die entscheidende Komponente, die die E-Gitarre überhaupt hörbar macht – der Gitarrenverstärker / Amp. Je nach Schaltung und Bauart können Verstärker völlig unterschiedliche Klangbilder aufweisen. Welche Sounds dabei wirklich gut sind ist natürlich eine höchst subjektive Angelegenheit. Heutzutage kann natürlich auch ein Amp Simulator der ein oder anderen Art jede Menge unterschiedlicher Sounds zaubern ohne sich ein ganzes Arsenal an sündhaft teuren und schweren Röhrenamps anschaffen zu müssen. Im Kern sind es aber auch bei Ampsimulatoren ganz bestimmte historische Gitarrenamps, deren bewährter, einzigartiger Sound nachgebildet werden soll. Ein Blick auf die 10 bekanntesten, ikonischsten Gitarrenverstärker lohnt sich also und lässt dein Gitarristenherz ganz bestimmt höher schlagen. Wir haben 11 Ampmodelle zusammen gestellt, die aufgrund ihres einzigartigen Klangs als Klassiker bezeichnet werden können und einen großen Einfluss auf den Klang der größten Bands der Rockgeschichte hatten.

1. Vox AC 30 Top Boost

Der Vox AC30 wurde vom Ingenieur Dick Denney entwickelt, um Gitarrsiten einen lauteren Amp zur Verfügung zu stellen, der sich auch gegen kreischende Fans durchsetzen konnte. Der ältere AC15 hatte 15 Watt und war dafür nicht ausreichend, also wurde ab 1958 eine 30 Watt Variante mit zwei Kanälen, einem Klangregler und wahlweise 1×12 oder 2×12 Lautsprechern angeboten. Ab 1960 kam eine neue Version des Combo-Amps mit drei Kanälen und jeweils 2 Inputs auf den Markt. Je ein Input berfügte über eine zusätzliche „Top Boost“ Schaltung, mit einer weiteren Verstärkungsstufe und unabhängiger Bass- und Höhenregelung. Das Top Boos t Feature ermöglichte einen brillianten, funkelnden Sound der zu einer Eigenheit der frühen Beatles wurde und der auch später noch vom Queen-Gitarristen Brian May, von Tom Petty oder von Peter Buck genutzt wurden. The Edge, der Gitarrist von U2 hat eine 64er Version des AC30 auf jedem veröffentlichten U2 Album eingesetzt. Ein echter Klassiker: Druckvoll, glockenklar, brilliant aber durchaus auch rotzig-dreckig, wenn man mit dem Gain-Regler nicht geizt.

Hier bekommst du einen Eindruck des Amps:

2. Fender Tweed Deluxe

Der Fender Tweed Deluxe ist ein Komboverstärker, der 1948 das Licht der Welt erblickte. Allen Fender Tweed Deluxe ist ein sehr lebendiger, gesättigter Zerrsound gemein, der äußerst organisch klingt. Obwohl verschiedene Größen und Konfigurationen angeboten wurden, ist die beliebteste Variante des Amps der 5E3 der zwischen 1955 und 1960 gebaut wurde. Dessen Schaltung führt am Ausgang zu einer „körnigen“, rotzigen Zerre, die von Gitarristen bis heute geschätzt wird. Der Amp verfügt ausgangsseitig über zwei leicht zu übersteuernde 6V6 Röhren, die einen angenehmen, harmonisch angereicherten Klang liefern. Eine 5Y3 Gleichrichterröhre sorgt für ein dynamisches Absacken der Spannung, wenn das Eingangssignal lauter wird, wodurch der Klang besonders feinfühlig auf den Anschlag des Gitarristen reagiert.

Der Fender Tweed Deluxe ist ein begehrter Klassiker, der von Neil Young, MIke Cambell, Mark Knopfler, Billy Gibbons und vielen anderen verwendet wurde. Wie die meisten grandiosen Vintage Amps, wird er nicht mehr hergestellt.

Hier kannst du den Sound verschiedener Tweed Deluxe Amps anhören:

3. Marshall JCM800

Der JCM800 ist ein echter Marshall Kult aus dem Jahr 1981. Der Amp hat DEN Sound von Rock, Metal und Grunge gepägt. Mit seinem Master Volume Regler lassen sich in Kombination mit dem Gainregler Crunch- und Zerrsounds schon bei niedrigeren Lautstärken realisieren. Wie die meisten Marshallamps, ist auch der JCM800 weniger für seine Cleansounds bekannt, als vielmehr für den charakteristischen Biss und die aggressive Höhenstruktur. Dafür wurde der Amp von vielen Rock- und Metalgitarristen geschätzt – darunter große Namen wie Slash (Guns N‘ Roses), Kerry King (Slayer), Eric Clapton, James Hetfield (Metallica), Jeff Beck oder Tom Morello (Rage Against the Machine), um nur einige zu nennen.

In diesem Video kannst du dir einen Eindruck verschiedener Ausführungen des JCM800 machen:

4. Mesa/Boogie Dual Rectifier

Schon seit 1970 stellte Mesa/Boogie kleine, aber kraftvolle Amps her – die Mark Serie. Ab 1989 wendete sich Mesa/Boogie aber Fans der härteren Gangart zu. Mit dem Dual Rectifier, der eigenwillige Silikon-Dioden nutzt, war jetzt ein neuartige, besonders aggressive Zerrtextur möglich, die den Amp schnell zum bekanntesten Rockamp überhaupt avancieren ließen. Das Dual im Namen steht nicht etwa für die Anzahl der Kanäle, sondern für die Möglichkeit zwischen den weicher klingenden Gleichrichterröhren und der Diode umschalten zu können. Mittlerweile gibt es mit dem Rectifier Roadster und dem Roadking besonders leistungsfähige Weiterentwicklungen des urspünglichen Ampdesign, mit einer Vielzahl an unterschiedlichen Klangschaltungen, die nahezu die gesamte Bandbreite an Gitarrensounds abdecken. Nicht nur durch das Design und die metallische Frontplatte sprach der Amp Metal und Rockbands an: Soundgarden, die Foo Fighters, Metallica, Tool, Korn und viele weitere Bands griffen vor allem in den 90ern auf den Mesa Rectifier Sound in der „Modern“ Einstellung zurück. Der typische Mesa Sound ist ein harmonisch stark gesättigter Zerrteppich, der vordergründig akzentuiert sehr gut im Metal funktioniert, aber hintergründiger gemischt auch oft im Radio Pop/Rock zu hören ist.

Hier eine kleine Videodemonstration eines Rectifier Amps:

5. Marshall 1959 Super Lead / JTM-45 (Plexi)

Über den „Plexi“, also den Marshall 1959 Super Lead muss man nicht mehr sagen, als das Jimi Hendrix, Eric Clapton and Pete Townshend zu den Liebhabern dieses Amps gezählt haben. Dem Rock der 60er und 70er hat dieser Amp seinen Stempel aufgedrückt. Die Kennung 1959 hat nichts mit dem Jahr zu tun, der Amp kam nämlich erst 1965 auf den Markt. Er hat 4 Eingänge, zwei Kanäle und kraftvolle 100 Watt Vollröhre. Aufgrund der Frontplatte aus Plexiglas hat der Amp seinen bekannten Spitznamen „Plexi“ erhalten. Kombiniert mit einem 4×12 Lautsprecher von Marshall bekommt man die klassische Anordnung, die seither mit Marshall in Verbindung gebracht wird. Doch wie klingt der Plexi? Da es keinen Masterregler gibt, zunächst mal sehr laut. Erst ab einer gewissen Lautstärke entfaltet der Amp seinen wunderbar gesättigten, dynamischen Zerrsound, der zwar Charakter und eine gewisse Rauheit hat, aber nie zu harsh klingt. Der Klang bleibt auch bei viel Sättigung immer ausgewogen und warm, was auf die Charakteristik der eingebauten Phasenumkehrstufe (nicht der Endstufe!) zurück geht. Die Höhenregler der verschiedenen Eingänge habe einen jeweils eigenen Klang – mit einem Trick lassen sich die Inputs mit einem Patchkabel verbinden, so dasss sich der Gitarrensound mit beiden Reglern formen lässt. Unter optimalen Bedingungen, wenn man es schafft diesen lauten Verstärker in seinem lautesten Setting klanglich einzufangen, steht einem Gitarristen der heilige Gral unter den Amps zur Verfügung. Kaum ein anderer Amp reagiert so geschmackvoll auf das eigene Spiel und die Anschlagstärke.

Hier wird der Sound eines originalen 65er Plexi vorgeführt:

6. Roland JC-120

Der Roland JC-120 hat nur eine Disziplin und die erfüllt er mit Bravour: Einen perfekten, total klaren Cleansound. Der Amp wurde 1975 veröffentlicht und ist ein Solid-State Design ohne Röhren. 120 Watt und eigene Endstufen für jeden der beiden 12″ Lautsprecher sorgen für viel atemberaubende Klarheit. Für mehr Breite und Tiefe im Sound wurde sogar ein optionaler Chorus-Effekt in den Amp eingebaut. Der Amp wurde zum Beispiel von Andy Summers, Robert Smith, Johnny Marr oder Jeff Baxter eingesetzt, weil er ein nie dagewesenes Maß Offenheit im Klang, ohne Rauheit und Zerre ermöglichte.

So klingt der JC-120 mit verschiedenen Roland Effekten:

7. Peavey 5150

Der vielleicht bekannteste Peaveyamp entstand aus einer Kollaboration des Herstellers mit Gitarrengenie Eddie Van Halen. Der 2-kanalige Amp hatte einen scharfen Leadsound, der nicht nur wunderbar mit Van Halens virtosem Solospiel verschmolz, sondern in den 90ern neue Hig-Gain Dimensionen für viele Rock- und Metalbands erschloss. Kein Wunder: der Amp hat gigantische 120 Watt Vollrühre. Ein Monster für die größten Bühnen der Welt und in privaten Räumlichkeiten kaum zu zähmen. Seit 2004 wird die Entsprechung zum 5150 unter dem Namen Peavey 6505 geführt und ist noch immer ein Industriestandard von Bands wie Chimaira, August Burns Red, All That Remains und vielen weiteren.

Hier kannst du in den rohen, aggressiven Sound des Peavey reinhören:

8. Fender Twin Reverb

Der Fender Twin Reverb ist ein absoluter Klassiker. Genauer gesagt ist vor allem das sogenannte „Blackface“ Modell, dass von 1965 bis 1967 gebaut wurde ein Kultamp. Stevie Ray Vaughan, Steve Howe, Johnny Marr, Jack White und Dweezil Zappa – sie alle haben schon mit einem Blackface Twin Reverb abgerockt. Vor allem für den Cleansound kann man sterben und der Federhall des Amps klingt ebenfalls wundervoll. Zu bedenken ist allerdings das hohe Gewicht dieses Klangkollosses. 1965 wurde Fender an CBS verkauft, viele Kenner beobachteten seitdem eine Abnahme der Qualität der Fender Isntrumente. Dieses Problem spiegelt sich aber nicht gleichermaßen bei den Verstärkern wieder. Auch das spätere „Silverface“ Modell des Twin Reverb hat seine Anhänger.

Hier ein kleiner klanglicher Vergleich von zwei Twin Generationen:

9. Fender Bassman

So mancher Musiker bezeichnet den Fender Bassman als den besteb Amp aller Zeiten. Von 1952 an war dieser Amp auf dem Markt und eigentlich sollte er der beste Feund eines jeden Bassisten werden – daher der Name. Doch findige Gitarristen bemerkten den magischen Effekt, den dieser Amp auf ihren Gitarrensound hatte. Die begehrteste Version des Amps ist ein 4×10 Tweed, hergestellt zwischen 1957 und 1960. Zu den prominentesten Nutzern des Bassman gehört Eric Clapton, Buddy Guy, Mike Campbell, Jimmie Vaughan, John Fogerty, Brian Setzer, und… so ziemlich jeder andere Gitarrist der Ohren hat. Der Sound ist äußerst dynamisch in seiner Reaktion auf das eigene Spiel, die Höhen glitzern, der Klang ist fett und reich an Obertönen auch bei geringer Lautstärke. Dreht man den Amp allerdings auf, kommt aus den Lautsprechern ein cremiger, voller Sound, der seines gleichen sucht.

Hier kannst du mal in diesen wundervollen Sound reinhören:

10. Hiwatt DR103

Der HiWatt DR103 ähnelt einem Marshallamp, hat aber bei 100 Watt deutlich mehr Reserven und kann damit einen deutlich besseren Cleansound abliefern als ein typischer Marshall. Diesen Amp bei großer Lautstärke zu spielen ist ein unvergessliches Erlebnis, wenn auch nicht sehr nachbarfreundlich. Vier EL-34 Endstufenröhren und vier 12AX7 Vorverstärker Röhren liefern einen sahnigen, ausgewogenen Zerrsound. Die 70er-Jahre DR103 sind etwas ganz Besonderes. Pete Townshend von The Who, David Gilmour von Pink Floyd, die Rolling Stones und viele mehr griffen schon auf den lauten Röhrenamp zurück.

So klingt der DR103 von HiWatt weit aufgerissen:

11. Valco Supro Thunderbolt

Der Supro Thunderbolt ist eher unbekannt – eine glaubwürdige Theorie besagt aber, dass niemand geringeres als Jimmy Page das großartige Album Led Zeppelin damit einspielte. Der Thunderbolt war wie auch der Fender Bassman als Bassverstärker gedacht und hat einen einzelnen großen 15″ Lautsprecher. Die 6L6 Endstufenröhren erzeugen vor allem gepaart mit einer Les Paul einen sehr eigenwilligen, mittigen und charakterstarken Sound. Der Amp war nie besonders teuer und klingt vielleicht auch nicht so vielseitig und „groß“ wie andere Amps, aber genau dieser knurrende, raue und intime Sound hat einen ganz eigenen Charme.

Einfach mal reinhören und staunen:

Gedanken zu Gitarrenamps

Ich persönlich bin ein großer Fan der cleanen Fendersounds und der Verzerrung des Plexi-Amps. Gleichzeitig kommt so ein Amp für mich im Studio, sowie auf kleinen und mittelgroßen Bühnen nicht in Frage, weil sie dafür einfach zu laut sind. 100 Watt ist ein Garant für geschädigte Ohren und wackelnde Wände, so traumhaft schön das dann auch vor Ort klingen mag. Ich empfehle daher jedem einen guten ca. 20 Watt Amp zu kaufen, wer unbedingt Monsterpower braucht maximal 50 Watt. Von allen großen Herstellern gibt es auch Röhrenamps mit allen glorreichen Klangeigenschaften der Vintage Klassiker bei einer erträglichen Lautstärke. Wer noch moderner eingestellt ist und über das fehlende letzte Quäntchen Lebendigkeit im Sound hinwegsehen kann, der kann guten Gewissens zu einem hochwertigen Ampsimulator greifen, wie dem Kemper Profiling Amp. Hier haben in einem Gerät Klangprofile aller bekannten Ampklassiker Platz und und die tonalen Unterschiede sind extrem klein. Ein guter Tipp ist auch der Yamaha THR10C – ein Wohnzimmeramp, der bei Zimmerlautstärke überraschend nahe an den organischen Sound der historischen Klassiker herankommt!

Dein Benjamin Cross

Benjamin Cross

Benjamin Cross ist ein erfahrener Sänger, Multi-Instrumentalist und Musikproduzent der schon in den Charts zu hören war. Bei der OpenMusicSchool unterrichtet er Gitarre, Bass und Ukulele.

3 Kommentare

  1. Klasse! Schöner Artikel über Amps, bin Jahrgang 48, trommle seit meinem 16 ten Lebensjahr bis zur Gründung Family 1987, hinter mir immer den Bassman von Fender, der kühlte meine Haut !!
    Dass er auch von Leadgitarristen gespielt wurde, habe ich seither tatsächlich nicht gewusst! Übrigens, erst seit dem Ruhestand, also, ab 68 Jahre habe ich mich der Musik wieder zugewandt und freue mich jetzt über diese kleine Musikschule hier! Gitarrenunterricht und Ukulele, auch etwas Piano endlich richtig können, das ist mein Ziel ! Tipp für alle, fangt nicht so spät wie ich jetzt, wieder an zu musizieren, sondern gönnt Euch zwischendurch eine „musikalische Pause“ an einem guten Instrument im Alltag.
    ClaudSound

  2. Sehr guter Artikel, trifft auf den Punkt! Ich habe einige der beschriebenen Röhrenamp-Modelle im Lauder letzten 5 Jahrzehnte benutzt, besitze auch heute noch einige und schätze die Eigenschaften der jeweiligen Marken. genauso begeistert mich nach anfänglicher Skepsis auch der Kemper. Es fehlt das letzte Pumpen, das Die Röhrenteile haben, aber die Vorteile sind natürlich offensichtlich. Heute hat man eben Möglichkeiten, die ich mir vor 50 Jahren nur erträumt habe!

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